Nachdem die 1881 gebaute erste Klosterkirche, die heutige Georgskapelle, sich bald als zu klein erwies, wurde 1928/1929 die Christus – König – Kirche erbaut und am 25. Juli 1929 vom damaligen Nuntius Pacelli, dem späteren Papst Pius XII., geweiht.
Der Kirchenraum ist nach Form und Farbe klar gegliedert in: Hauptschiff (grau), Vorchor (grün) mit Zelebrationsaltar und Chorgestühl und Hochchor (rot) mit Sakramentsaltar und einem die Nordwand füllenden Mosaikbild, das Christus als König darstellt.
Das Grundkonzept der Kirche bringt den Lebensweg des Menschen zum Ausdruck vom Eintritt in die Welt (Hauptportal) bis zur Glorie des Himmels (thronender Christus mit Engeln und Heiligen). In das Grau des Alltags fällt von oben das Licht, wo sich das Grün der Hoffnung durchsetzt. Die lanzettenförmigen Fenster tragen im oberen Teil jeweils das Bild von Heiligen, zu denen unsere Gemeinschaft eine besondere Beziehung hat.
Der Weg hin zum Ziel Jesus Christus wird in Augenhöhe begleitet von Kreuzwegstationen. Sie machen uns bewusst, dass Christus „durch Kreuz und Leid“ den Alltagsweg zur Herrlichkeit der Vollendung mit uns geht.
Der Blick des Betrachters ist gleich beim Betreten der Kirche vom Hochchor gefangen. Nordwand und Gewölbeflächen sind mit feuerzungen-ähnlichem Rautenmuster glühend farbig gefasst, dunkelrot unten, zur Höhe heller bis goldgelb. Inmitten der lodernden Farben erstrahlt Christus als König mit segnend erhobener Rechten, mit den Insignien seines König- und Priestertums und mit einem von Liebe brennenden Herzen.
Der hl. Georg (Patron der Thuiner Pfarrkirche) und die hl. Elisabeth (erste deutsche Franziskaner-Tertiarin) stehen zu seiner Rechten und Linken.
(Mosaik aus 130 000 Steinchen, über 5oo Farbabstufungen, 8m hoch, 3,75 m breit von Georg Poppe)
Drei Merkmale weisen sie als Klosterkirche aus:
Eine Klosterkirche steht im Dienst einer Ordensgemeinschaft, die besonders dem Lob Gottes verpflichtet ist. Das Chorgestühl im Altarraum weist auf das Stundengebet hin, das von Priestern und Ordenschristen im Namen der Kirche gebetet wird.
Es fehlt ein Taufbrunnen, stattdessen befindet sich über dem Hauptportal ein Glasfenster, das an die Taufe Jesu (Lk 3,21-22) erinnert, bei der der Heilige Geist in Gestalt einer Taube auf ihn herabkam „und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.“ Ordensleute leben in der Entschiedenheit ihres Taufgelübdes. Ihre Profess wurzelt in der Taufweihe.
Ein drittes Merkmal, das auf eine Klosterkirche hinweist, ist der Porticus an den Längsseiten der Kirche, der dem Kreuzgang alter Klosterkirchen vergleichbar ist. Im Osten führt er in die Sakristei, im Westen in die Anbetungskapelle. Hier ist das ALLERHEILIGSTE Tag und Nacht zu Anbetung ausgesetzt. Seit dem 25.07.1953 beten hier täglich 24 Stunden zwei Schwestern in den Anliegen der Welt, der Kirche, unserer Ordensgemeinschaft und der Menschen, die uns um unser Gebet bitten.
Hier am Gründungsort unserer Kongregation versammeln wir uns viermal am Tag in der Mutterhauskirche zum Stundengebet, in dem wir teilnehmen am Gotteslob der Kirche. Es ist das Gebet, das Christus vereint mit der Kirche an den Vater richtet, um ihm für alles Dank zu sagen. Mit allen Priestern und Ordenschristen singen wir stellvertretend das Lob Gottes und bringen die Welt vor Gott, damit er sie heilige.
Hier in der Mutterhauskirche feiern wir jeden Morgen miteinander die Eucharistie und schöpfen daraus die Kraft für unseren täglichen Dienst. Für die Schwestern in Deutschland ist dies auch die Kirche, in der sie alle wichtigen Stationen ihres Ordenslebens erleben:
Hier erhalten sie in der Feier der Einkleidung das Ordenskleid und werden so in die Gemeinschaft aufgenommen. Hier an den Stufen des Altarraums legen sie ihre Profess ab und verpflichten sich auf ein Leben nach dem Evangelium. Hier im Altarraum liegen sie bei der ewigen Profess während der Anrufung aller Heiligen ausgestreckt auf dem Boden, bevor sie für immer die Gelübde ablegen und sich endgültig an Christus und an die Gemeinschaft binden.
Beim goldenen und diamantenen Jubiläum feiern die Jubilarinnen den Gottesdienst vom Chorgestühl im Altarraum aus mit.
Zu guter Letzt verabschieden wir uns hier in der Kirche von unseren verstorbenen Schwestern. Während des Seelenamtes steht der Sarg hier vor dem Altar, bevor die Schwester anschließend auf unserem Klosterfriedhof ihre letzte Ruhestätte findet.
Die Christus-König-Kirche - Mutterkirche der weltweiten Ordensgemeinschaft
Von dieser Kirche aus werden die Missionarinnen in die Missionsgebiete ausgesandt.
Kommen Missionarinnen zum Aufenthalt ins Mutterhaus oder besuchen uns Mitschwestern aus unseren ausländischen Provinzen, ziehen zunächst alle Schwestern mit ihnen vom Empfang an der Mutterhauspforte in die Kirche und stimmen das Tedeum an.
Zudem weiß jede Schwester unserer Kongregation (auch im Ausland) um unsere Anbetungskapelle, in der Tag und Nacht zwei Schwestern Anbetung halten und den Segen Gottes erflehen für alle Menschen, mit denen und für die wir leben.
In diese Kapelle führt ein Gittertor aus Messingprofilen, das in scherenschnittartiger Feinarbeit 12 Szenen aus dem Leben des hl. Franziskus zeigt. In seinen Fußspuren versuchen unsere Schwestern auf der ganzen Welt Christus zu folgen in einem Leben nach dem Evangelium und seine erbarmende Liebe sichtbar zu machen.